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Was uns an Weihnachten bewegt - von Liebe, Krisen und dem Leben

Weihnachten und das Ende des Jahres stehen vor der Tür. Nun können wir mit Ihnen schon auf sechs Beiträge zurückblicken. In dem Heutigen setzen wir uns mit den Wünschen, Annahmen und möglichen Spannungen rund um das Fest auseinander. Dazu sind wir sowohl in die Wissenschaft als auch in den vorweihnachtlichen Trubel Hamburgs abgetaucht.


© S. Kim - Hamburg, Deutschland

Die Menge scheint sich uneins zu sein. Für manche gibt es kaum Schöneres, für andere zeichnen sich schon vor dem familiären Zusammentreffen Konflikte in dem erleuchteten Nachthimmel ab. Aber was sagt die Wissenschaft? Stimmt der Mythos in unseren psychiatrisch durchdrungenen Köpfen und im Volksmund, dass es doch gerade dann zu Krisen kommt?


Randy und Lori Sansone (2011) haben in einer aufwändigen Literaturrecherche bei PsycInfo und PubMed nach empirischen Studien von 1980 bis in die Gegenwart gesucht, die genau das untersucht haben.


Die Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die um die Feiertage stationär aufgenommen wurden, im Mittel deutlich belasteter waren als im übrigen Jahr. Es lagen ein höherer Alkohol-Missbrauch, höhere Aggressionsraten und vermehrtes selbstschädigendes Verhalten vor. Generell scheint es eine Zunahme des Substanz-Missbrauchs zu geben, so versterben um die Feiertage mehr Menschen an Alkoholintoxikation. Besonders auffällig ist auch die Zunahme des Kokain-Missbrauchs.


Psychiatrische Patienten verspürten eine Zunahme depressiver Stimmung um 40% um Weihnachten.  

Sowohl in einer Studie unter Studierenden als auch unter psychiatrischen PatientInnen findet sich Einsamkeit als wichtiger Faktor und Stressor. Die Studenten geben zusätzlich an, sich ängstlich/nervös und hilflos zu fühlen. Psychiatrische Patienten verspürten eine Zunahme depressiver Stimmung um 40% und erlebten es um 38% belastender um Weihnachten ohne die Familie zu sein. Eine mögliche Erklärung von Paretti (1980) ist die verzerrte Annahme über das vermeintliche Glück Anderer. Diesen werden liebevollere familiäre Beziehungen unterstellt und eine als nur positiv erlebte Weihnachtszeit.


Also doch Alles wie befürchtet?


Im Gegensatz zu dem bisher Erfahrenen stellen Sansone jedoch auch heraus, dass es um die Feiertage zu einer Abnahme der Psychopathologie kommt. In einer großen Stichprobe von 24.000 psychiatrischen Patienten ließ sich ein deutlicher Rückgang von Suiziden und Suizidversuchen feststellen. Das selbstschädigende Verhalten, untersucht in zwei Populationen von 20.000 Patienten, die sich mit selbstverletzendem Verhalten in der Notaufnahme vorgestellt hatten, und von 22.000 Frauen, die aufgrund von selbstschädigendem Verhalten in die Psychiatrie überwiesen worden waren, war um Weihnachten deutlich reduziert.


Die Inanspruchnahme psychiatrischer Notaufnahmen und bereits bestehender Angebote für bereits bekannte psychiatrische PatientInnen war rückläufig. Auch stationär sind im Schnitt mehr Betten vakant.



Die Weihnachtszeit weckt zum einen ängstliche Erwartungen, verleitet, das Gras auf der anderen Seite grüner zu sehen und führt so zu zusätzlicher Belastung und einer dysphorischen Stimmung. Zum anderen gibt es auch protektive Faktoren, die stabilisierend wirken. Wichtig ist, gerade für Kliniker, so positiv der Rückgang der Psychopathologie auch sein mag, den Anstieg nach den Feiertagen und zu Beginn des neuen Jahres nicht aus den Augen zu verlieren (siehe Graphik aus Österreich). Denn dies scheint eine vulnerable Phase zu sein, die sich in einer Zunahme der Suizide um 40% widerspiegelt.


Wie geht es denn nun den Hamburgern um Weihnachten? Was verbinden sie damit und wie fänden sie die Vorstellung, über Weihnachten in der Psychiatrie zu sein? Wir haben mit den Hamburgern über Einsamkeit, Konsum und Stress an Weihnachten gesprochen und spannende Einblicke erhalten. Kommen Sie mit in das bunte Treiben auf den festlich geschmückten Plätzen.

Damit verabschieden wir uns für dieses Jahr und wünschen Ihnen ausgeglichene Feiertage und ein sanftes Ankommen ins neue Jahr.


Quellen



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