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See one, Do one, Teach one

Das Mind-Brain Forum hat endlich ein Motto: Ursprünglich in der Medizin, vor allem in der Chirurgie etabliert, beansprucht die traditionelle Didaktik des „see one, do one, teach one“ drei Phasen für sich, die ein nachhaltiges Lernen einer Fertigkeit möglich machen sollen: Beobachte jemanden bei einer Tätigkeit (griech. Opsis), praktiziere diese (griech. Praxis) und vermittle das Gelernte an andere weiter (griech. Logos). In diesem Beitrag erklären wir warum gerade dieser Leitsatz gut zu uns passt!


William Stewart Halsted

Zum Bild: Im Jahr 1890 wurde William Stewart Halsted der erste Chef der Chirurgie am Johns Hopkins Hospital. Er entwicklete die chirurgische Weiterbildung (Residency-Program). Davor gab es in den Vereinigten Staaten kein formelles Ausbildungssystem, so dass die Absolventen der medizinischen Fakultät, die daran interessiert waren, Chirurg zu werden, sich entweder selbst ausbildeten oder in eine Lehre gingen. Halsted's Modell des "see one, do one, teach one" basiert auf der Übernahme von immer mehr fachlicher Verantwortung, die über die Zeit in eine völlige Unabhängigkeit (Facharztreife) gipfelte.


„See one“

Bei dieser Methode geht es nicht ausschließlich darum, eine einzelne Tätigkeit zu beobachten. „See one“ umfasst Gespräche, Vorträge, Lesungen, Bücher, Texte und interaktive Medien, bei denen ein stetiger Austausch mit hineinfließt.


„Do One“

Bei „Do one“ hingegen soll das Beobachtete (oder Aufgenommene und Erdachte) in die Praxis umgesetzt werden. Hierbei geht es um eine Anwendung in der konkreten Welt, in der Konfrontation mit den Realitäten des Lebens. Im Gegensatz zur ersten Etappe verlassen wir die geistige Welt und treten in den lebendigen Kontakt - wodurch ein Miteinander und ein Füreinander entstehen kann.


„Teach One“

Schließlich finden wir mit „Teach one“ den Endpunkt dieses Lernprozesses. Indem wir das Gelernte anderen übermitteln und selber zum Objekt für einen neuen „Sehenden“ werden, stärken sich in uns die gelernten Fertigkeiten und das Wissen nachhaltig.


Opsis, Praxis und Logos: Beobachte jemanden bei einer Tätigkeit, praktiziere diese und vermittle das Gelernte an andere weiter.

Nun hat sich das Mind-Brain-Forum Team entschieden, diesen didaktischen Leitsatz als „Motto“ zu verwenden. Tatsächlich denken wir, dass unsere Beiträge als Impuls gegen die Stigmatisierung Psychiatrie-Erfahrener wirken können. Indem die eigene Denkqualität neu erforscht und untersucht wird, hoffen wir auf eine bewusste Verhaltensänderung, die ihre Wirkung auf andere überträgt und schließlich im Erfahrungsaustausch das Umfeld inspiriert.


Selbstverständlich handelt es sich hierbei um einen schlichten empirisch-medizinischen Ansatz, der einer geistigen Reifung nicht gänzlich gerecht wird. Man könnte sich fragen: Wo bleiben Reflexion und Diskussion zwischen „See“, „Do“ und „Teach“? Opposition und Querdenkerei? Unser Ansatz ist, dass professionelle und persönliche Entwicklungen auf  individueller und gesellschaftlicher Ebene von diesen drei fundmentalen Phasen geprägt werden: Theorie, Praxis und Erfahrungsaustausch. Dieser didaktische Prozess stellt keine potentielle Gefahr dar, alt gediente Ideen oder Haltungen kritiklos zu wiederholen. In der Tat nehmen wir an, dass dieser Prozess, weil er immer wieder mit prüfenden Verstand durchlaufen wird, zu Neuerung, Fortschritt und Besserung führt. Ab heute fügen wir dem Mind-Brain Forum diesen Leitsatz hinzu.


Mind-Brain Forum – See one, Do one, Teach one.

Quellen

Kotsis SV, Chung KC. Application of the "see one, do one, teach one" concept in surgical training. Plast Reconstr Surg. 2013;131(5):1194–1201.

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